Geschichte der Orgel

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Die Ahorner Orgel (1794) - ein Werk der Orgelbauerfamilie Hofmann aus Neustadt Ulrich Greiner und Michael Thein ist zu danken, daß sie vorhandenes Material über "die Orgelbaufamilie Hofmann aus Neustadt bei Coburg und ihre Orgeln" gesichtet und veröffentlicht haben. Im Folgenden ist vieles dieser Zusammenstellung entnommen. Peter Dressels Arbeit über die Ortsgeschichte des Dorfes Ahorn bei Coburg aus dem Jahre 1971 ist nach wie vor eine Fundgrube historischen Materials.

Die Ahorner Orgel gehört zu den bedeutenden Zeugnissen damaliger Kunst. Die Mitglieder der Orgelbaufamilie Hofmann haben in drei Generationen von 1782 bis 1867 in "Neustadt an der Heide", wie es damals noch hieß, gewirkt. Sie haben in dieser Zeit eine beachtliche Zahl hervorragender Orgeln gebaut. 44 davon sind noch erhalten. Die Fachleute sprechen von einer "Nach-blüte des barocken Orgelbaus" im Coburger Land, denn die Hofmann hatten hier seit etwa 1800 praktisch das Monopol.

In der Fachliteratur wird die Bedeutung der Familie so beschrieben: "Ihre Instrumente sind nicht nur unverwechselbar, sondern auch überdurchschnittlich in der Machart und im Klang. Die bis vor etwa eineinhalb Jahrzehnten [d.h. 1968] noch fast völlig unbekannte Werkstatt gehört daher in die Spitzendgruppe der fränkischen Orgelbauer. ... waren die Hofmann neben den Heidenreich in Hof zweifellos die bedeutendsten Meister ihrer Zeit in Franken." In der Prospektgestaltung sind sie eigene Wege gegangen und haben die Orgellandschaft dadurch bereichert. "Das ist immerhin ein Indiz für ihr überdurchschnittliches Können. Den Nachbau bestimmter Standardgehäuse überließen sie anderen."

Die Familientradition begann mit Johann Andreas Hofmann, dem Erbauer unserer Ahorner Orgel. Er wurde am 30. Juni 1749 in Hohenhofen geboren. Heute ist dies ein Ortsteil von Haselbach im Landkreis Sonneberg. Der spätere Orgelbauer war das älteste von insgesamt acht Kindern. Jugendzeit und Ausbildung liegen im Dunkeln. Die Kirchengemeinde Fechheim ließ "den in Saalfeldischen Landen recipirten und in der hiesigen Diecoes bestallten Orgelmacher Hl. Johann Andreas Hofmann von Hohenhofen aus dem Saalfeldischen" kommen. So ist es in einem Schreiben vom 7. Oktober 1777 zu lesen. Mit der Erweiterung der Orgel in Fechheim beginnt die Tätigkeit der Hofmann im Coburger Land.

Im Juli 1778 dann wird ihm nach einer Eingabe beim Konsistorium in Coburg zugesagt, daß man ihn wegen seines bisherigen Erfolgs in Zukunft im Coburger Land berücksichtigen werde.

So entstand 1788 für Mönchröden die etwas höhere Zwillingsschwester der Ahorner Orgel. Oettingshausen (1791), Ebneth (1794), Bundorf (1798), Gauerstadt (1800), Neu-stadt (1810), Meeder (1811/12), Herreth (1818) und die Schloßkapelle in Tambach, deren Alter nicht bekannt ist, schmücken Orgeln von Johann Andreas Hofmann.

Jede seiner Orgeln hat er signiert: Eingeschnittene Doppelringe an den Füßen der Holzpfeifen, einheitlich geformte, schwarz polierte Registerzugknöpfe mit Beschriftung in gebrannten Porzellanplättchen. Zur Manualeinfassung wurde Ahornfurnier verwendet. Das Manual hat schwarze Untertasten. Auf den Holzkern ist eine Ebenholzauflage aufgebracht. Bei den weißen Obertasten für die Halbtöne ist das Holz mit Bein belegt. Den genannten Doppelringen entsprechen zwei Doppellinien über die ganze Manualbreite, "Unterschrift" des großen Orgelbauers.

Hofmanns Nachkomme Christoph reparierte die Ahorner Orgel 1863 in größerem Umfang. 1869 übernahm der Orgelbauer Hollandt aus Schmiedefeld die jährliche Wartung. 1876 ging der Wartungsvertrag auf Anton Hasselbarth aus Coburg über. Karl Herig aus Rodach durfte eine tiefgreifende Veränderung an der Orgel lediglich planen, zur Durchführung kam sie nicht. 1925 zerschlug sich der Ankauf einer Seminarübungsorgel aus Rosenheim, die die schadhafte Barockorgel ersetzen sollte. Kleinere Instandsetzungen folgten.

Die weitere Geschichte

Eine grundlegende Restaurierung nahm die Firma Walcker aus Ludwigsburg in den Jahren 1953 bis 1955 durch. 6267 Mark und 39 Pfennige hat diese Maßnahme verschlungen, eine Summe, die dem damaligen Pfarrer Carl Kalb und dem Kirchenvorstand einiges Kopfzerbrechen bereitete. Zwei dicke Ordner sind im Pfarrarchiv gefüllt mit Schriftwechsel mit Genehmigungs- und Zuschußstellen.

Ende November 1954 schreibt die Orgelbaufirma ans Ahorner Pfarramt: "Wir bitten Sie, die Rechnung erst begleichen zu wollen, wenn die ersten Teile nach Ahorn kommen. Wir tragen dafür Sorge, daß wenigstens der Windmotor noch vor Weihnachten angeschlossen wird, damit Sie die Orgel auf Weihnachten spielen können. Des weiteren werden wir wahrscheinlich bis zu diesem Zeitpunkt auch die Pfeifchen, die fehlen, liefern."

Die Pfeiffchen, die fehlen, hatten wohl eine Geschichte hinter sich gebracht, die ganz und gar nichts mit dem ursprünglichen Sinn der Orgel zu tun hatte, nämlich zum Lobe Gottes zu erklingen und den Menschen Freude zu bereiten und manchmal auch zum Nachdenken zu helfen.

So ist im Ahorner Pfarramt eine "Anordnung, betr. Eigentumsübertragung auf den Reichsmilitärfiskus" vom 15. Februar 1917 archiviert. Darin heißt es: "Die Zinnprospektpfeifen sind aus der Orgel zu entfernen und am Sonnabend, den 14.4. vorm. 8-12 Uhr an die Sammelstelle" zu bringen. Ansonsten würde man sich strafbar machen. Eine Zwangsmaßnahme auf Kosten des Eigentümers müßte die Folge sein. Den Schluß des Schreibens bildet der lapidare Satz: "Gilt für die Orgel der Kirche in Ahorn."

Der schlimme Mißbrauch der zum gottesdienstlichen Gebrauch geweihten Orgelteile für Kriegszwecke wiederholte sich im zweiten Weltkrieg. Im März 1944 veröffentlichte der kommissarische Reichsbeauftragte für Eisen und Metalle die "Anordnung M 66 ... über Beschlagnahme und Ablieferung von Orgelpfeifen und Windleitungen." Auch hier war die Ahorner Orgel wieder betroffen. Zwischen den beiden Papieren findet sich im gleichen Aktenordner ein Kostenvoranschlag der Firma Walcker aus dem Jahre 1941, die die Orgel gerne reinigen und grundlegend restaurieren wolle! - Eine gründliche Restaurierung steht bis heute noch aus.

Verschiedene Reparaturen und Eingriffe haben dem Instrument etwas die musikalische Authentizität genommen, ihr großer historischer Wert ist geblieben. Sie ist immer noch - seit über 200 Jahren - zur Freude der Seele und zum Lobe Gottes gespielt, z.Zt. meist von Organist Manfred Deinhart.

 

Orgelrestaurierung 2010/11

Eine umfassende und grundlegende Sanierung der Ahorner Orgel wurde in den Jahren 2010/11 durch den Orgelbauer Andreas Hemmerlein durchgeführt. Er hat auch die Baugeschichte der Ahorner Orgel weiter erforscht.

Lesen Sie seine Ausführungen zur Geschichte der Ahorner Orgel

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