Geschichte der Evangelischen Kirche Ahorn

Die Evangelische Pfarrkirche in Ahorn

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Einen malerischen Anblick, von wo auch immer betrachtet, bietet das Ensemble von Schloß und Kirche zu Ahorn. So dicht wie sie nebeneinander stehen, ist auch ihre Geschichte miteinander verknüpft.

Während die Burg Ahorn bereits 1075 urkundlich erwähnt wird, ist zum ersten Mal 1312 von einer "Capella" in Ahorn die Rede.

Über Größe und Aussehen dieser ersten Burgkapelle ist nichts mehr bekannt. Überhaupt sind im Laufe der Zeit viele Unterlagen über die Baugeschichte der Ahorner Kirche verloren gegangen, so daß auch diese Beschreibung des Ahorner Gotteshauses nicht ohne Vermutungen auskommt.

Steht man heute an der Hauptstraße vor der Südfront des Gebäudes, meint man, auf den ersten Blick zwei Bauteile deutlich stilistisch voneinander unterscheiden zu können: auf der rechten, also östlichen Seite den mittelalterlichen Turm und den Chorraum, daran angebaut ein neues Kirchenschiff aus der Spätbarockzeit.

Es war seinerzeit weitverbreitet üblich, an bereits bestehenden, gut erhaltenen gotischen Kirchtürmen oder Chorräumen ein neues Kirchenschiff im damals aktuellen Barockstil anzubauen. Obwohl die Baufreudigkeit des l8. Jahrhunderts kaum einen Kirchenbau verschohnte, reichte es nicht immer für einen Neubau. Oft wurden auch nur Teile einer Kirche neugebaut. Manchmal hat das Äußere eines gotischen Gotteshauses die Barockzeit sogar unversehrt überstanden, die mittelalterliche Inneneinrichtung jedoch wurde grundsätzlich dem neuen Zeitgeschmack angepaßt.


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Ehemalige Portale an der Westseite

Nähert man sich dann dem Haupteingang der Kirche, einem vorzüglich restaurierten, rundbogigen Sitznischenportal, kann man in dessen Schlußstein lesen, daß dieses Portal 1634 erbaut wurde.

Im Schlußstein des darüber liegenden Fensters steht: "Erhöht 1790". Geht man anschließend Richtung Schloß um das Langhaus herum entdeckt man an dessen Westseite die größte Überraschung: Ein, wenn auch verblendetes; spitzbogiges Portal! Das Kirchenschiff ist also kein barocker Neubau, sondern das Ergebnis mehrerer An- und Umbauten einer ursprünglich gotischen Anlage.


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Nordseite der Sakristei mit Treppenturm

Tatsächlich wurde der Bau der bestehenden Ahorner Kirche um das Jahr 1400 begonnen. Gebaut wurde von Ost nach West, d.h. zuerst wurden Turm, Chorraum sowie das Untergeschoß der Sakristei errichtet, anschließend das Kirchenschiff. Für das Jahr 1412 ist eine Spendennotiz für die im Bau befindliche Kirche überliefert. Auch das Jahr 1444 ist belegt, vielleicht das Datum des Beginns oder der Beendigung eines größeren Bauabschnitts. Um 1500 wurde auf das tonnengewölbte Untergeschoß der Sakristei, ein kreuzrippengewölbtes Obergeschoß aufgesetzt.


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Der kreuzrippengewölbte Ostchor

Dieses ist von innen durch einen herrlichen; innen runden; außen eckigen Treppenturm erreichbar. Ein zweiter, äußerer Zugang war an der Ostseite des Sakristeiobergeschosses vorhanden. Diese Tür wurde später vermauert und der Treppenaufqang abgebrochen. Der Dachanfall des Treppenaufgangs ist heute noch an der Chornordwand erkennbar.

Von Interesse ist noch die Tatsache, daß das Sakristeiobergeschoß früher gegen den Chor in zwei Bögen geöffnet war.

Diese wurden später flachbögig gemacht und sind jetzt bis auf zwei Blenden vermauert. Sie bezeugen, daß sich hier die erste Herrschaftsloge befand. Besonders schön sind die zwei kleinen kleeblattbogigen Fenster der Nordseite, die innen rechteckig umnischt sind.


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Schloss an der Sakristeitür

Die Sakristei hat von allen bestehenden Bauteilen ihre Ursprünglichkeit am besten bewahrt. Beim Verlassen derselben beachte man noch die eisenbeschlagene Tür mit ihrem gewaltigen Schloss.

Lassen wir nun, im wahrsten Sinne des Wortes, den Chorraum erst einmal links liegen und betreten durch einen großen Spitzbogen das Turmerdgeschoss, früher Läutraum, jetzt Vorhalle. Sie ist mit einem Kreuzgewölbe bedeckt und war früher ebenso nach Westen, zum Langhaus hin, in einem Spitzbogen geöffnet gewesen, der allerdings,wegen des Epitaphs im Kirchenschiff, bis auf einen rundbogigen Durchgang zur Kanzel vermauert wurde.


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Turmobergeschosse von Osten

Das heutige äußere Erscheinungsbild des Kirchturms geht in der Hauptsache auf eine Restaurierung zurück, die 1627 (Jahreszahl im Ziffernblatt der Uhr an der Ostseite) nach einer Sturmbeschädigung der oberen Geschosse durchgeführt wurde. Damals entstanden unter den baufreudigen Herren von Streitberg die beiden heutigen oberen Geschosse, sowie der überschlanke Achteckhelm, der unten von vier Ecktürmchen eingefasst wird.

Ein Brand im Jahre 1703 führte dem Turm noch einige Schäden zu. Diese waren jedoch bereits 1704 behoben.

Heute wirkt der Turm mit seinen kräftigen Gesimsen und dem Spitzhelm ausgesprochen stattlich und harmonisch, gleichfalls im Bezug zu den niedrigeren Türmen des benachbarten Schlosses.

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Verwittertes, gotisches Fenster im Treppenturm der Sakristei

Gerne möchte ich noch erwähnen, dass wir in der Ahorner Schule immer lernen mußten, der Kirchturm wäre 35m hoch, er wirke nur wegen seiner extremen Schlankheit optisch höher. Seit der letzten Außenrenovierung wissen wir, dank einer Messung unseres Ortschronisten Heinz Güthlein, daß er tatsächlich eine Höhe von rund 45m besitzt. Damit ist er nach Gauerstadt und Fechheim immerhin der dritthöchste Turm der Dorfkirchen des Coburger Landes.

Das heute bestehende Kirchenschiff ist ein weiter lichter Saal, allerdings im Inneren ziemlich stark gegenüber der Chorachse nach Süden verschoben. Als der große Bogen (jetzt Kanzelaufgang) zur Vorhalle noch ganz offen sichtbar war, muß durch diese, dem Chorbogen beinahe gleichwertige Öffnung, die Verschiebung weniger einseitig gewirkt haben.

Diese Veränderung des Langhauses geschah in den Jahren 1610 - 1634 unter den Gebrüdern von Streitberg. Damals wurde der bis dahin gotische Kirchenraum nach Süden erweitert, das ursprüngliche Westportal zugesetzt und in der Mitte der Westwand ein neues geschaffen. Außerdem wurden die Fenster verändert und möglicherweise das Kirchenschiff erhöht, denn der frühere Dachaufbau ist im Wandbereich des Dachgeschosses heute noch sichtbar. Zeugnis für diese Arbeiten belegt der bereits erwähnte Schlußstein am heutigen südlichen Hauptportal.

Seine jetzige Gestalt verdankt das Kirchhaus einem weiteren Umbau aus den Jahren 1789 - 1793 (Schlußstein im Fenster über dem Südportal).

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Renaissance-Sitznischenportal an der südlichen Hauptfassade

Da man dem Kirchschiff wegen des benachbarten Schlosses keine entsprechende Länge geben konnte, wurde es dafür deutlich erhöht. Es entstanden die langen, flachbogigen Fenster, die den Kirchenraum in helles, warmes Licht tauchen.

Im Inneren wurde eine Doppelempore mit Herrschaftsloge eingebaut. Weitere gravierende Änderungen wurden am Turm und im Chorraum vorgenommen, die glücklicherweise inzwischen zum Teil wieder rückgängig gemacht werden konnten.

Blickt man heute vom hellen Schiff in den dunkleren Chorraum, erweckt dieser einen durchaus gotischen Eindruck. Besonders eindrucksvoll ist das klare Kreuzgewölbe, dessen Birnstabrippen ziemlich tief unvermittelt, also ohne Konsolen, über dem Fußboden beginnen.

Die Gewölbe zeigen in den Schlußsteinen einen gemeißelten Christuskopf sowie ein Rosette (Die Farbfassung der Rosette wurde bei der letzten Innenrenovierung prompt übermalt). Im Chorschlußjoch befindet sich an der Nordwand eine schweifbogige Sakramentnische, die mit einem mittelalterlichen Gitter verschlossen ist. Sie ist möglicherweise nur der Rest einer früher weitaus schmuckvolleren Sakramentsnische.

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Letzter Rest der Sakramentsnische

Um sich eine genauere Vorstellung über das vollständige Aussehen einer solchen machen zu können, sollte man einmal nach Großwalbur fahren. In der dortigen Pfarrkirche hat sie sich prächtig erhalten.Vier Bronzegrabplatten aus der Renaissance an der Nordwand erinnern an die Mitglieder der wohlhabenden Familie derer von Rosenau. Die von vorne gesehen zweite Platte war früher an der Südwand angebracht.

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Bronzegrabplatten der Herren von Rosenau

Über der Sakristeitür erkennt man zwei Blenden zum Sakristeiobergeschoss. Die eine spitzbogig, die andere rechteckig gehören sie zu der bereits erwähnten ehemaligen, nach außen nicht vortretenden Herrschaftsempore vom Sakristeiobergeschoß zum Chor.

Schaut man sich jetzt die vier spitzbogigen Chorfenster mit ihren darüberliegenden Schildbögen etwas genauer an, werden erste Zweifel an der Stilreinheit des Altarraumes laut. Die Maßwerke in den Fenstern sind teilweise so phantastievoll gestaltet, daß sie keinesfalls ursprünglich sein können. Verlassen wir deshalb vorerst einmal den Innenraum.

Vielleicht sieht man ja von außen mehr. Bevor Sie sich auf den Weg machen noch ein kleiner Tipp: Der Außenbereich des Chorraumes ist besonders an der Südseite schwer zugänglich. Bäume und dornenreiches Gestrüpp versperren den Weg. Wenn Sie trotzdem durchschlüpfen wollen, sollten Sie dies nicht, wie ich, mit einer Lederjacke oder einem anderen feinen Zwirn tun! Das gute Stück könnte einen erheblichen Wertverlust erleiden. Bleiben Sie lieber an der Ostseite des Chores stehen und gehen Sie einige Schritte zurück in den Schloßgarten. Von hier ist die ganze Ostpartie recht gut zu überblicken.

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Ostansicht der Kirche

Zunächst werden Ihnen die Strebepfeiler auffallen, die die Außenwand des Chores zwischen den Fenstern verstärken. Strebepfeiler wurden deshalb gebaut, weil sie den Druck des Gewölbes auffangen müssen. Wo im Inneren die Gewölberippen an die Wand stoßen und das ganze Gewicht des Gewölbes weitergeben, stehen außen die Strebepfeiler, die den Druck auffangen und ihn zu Boden leiten. Die Strebepfeiler haben sich sus der Zeit der Spätgotik ziemlich gut erhalten und enden oben in Pultdächern. Die kleinen Giebel der Pultdächer sind mit Wappen und allerlei gotischen Zierrat geschmückt. Die Strebepfeiler wurden früher von Fialen (Ziertürmchen) gekrönt, die heute bis auf unförmige Steinklumpen verwittert sind.

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Neugotische Maßwerke in der Chorfenstern

Außerdem umlaufen den Chor ein wohlerhaltenes Sockel- und ein Fensterbankgesims. Das Dachgesims bricht am Ende der Nordwand einfach ab.

Aber auch von außen stechen die seltsamen Maßwerkformen, besonders der beiden mittleren Chorfenster dem Betrachter ins Auge. Allein der gute Erhaltungszustand weist darauf hin, daß es sich nicht um originale Maßwerke, sondern um moderne Nachbildungen handelt. Sie sind auch erst 1916 eingesetzt worden. Wie kam es wohl dazu?

Ausschlaggebend war die Umbauphase von 1789 - 1793. Während das 17. Jahrhundert den gotischen Baustil noch duldete, lehnte das späte 18. Jahrhundert ihn kategorisch ab.

Nachdem damals das Kirchenschiff in einen lichten Saal verwandelt wurde, empfand man den Chor als viel zu dunkel. Also nahm man kurzerhand die Maßwerke aus den Chorfenstern heraus und schloß die Fenster, jetzt niedriger, flachbogig ab.

Den freien Raum darüber unter den alten Spitzbögen füllte man mit Bruchsteinen auf und verputzte das Ganze. Die alten Butzenscheiben verschwanden, die Fenster erhielten eine farblose Verglasung, wie sie im Langhaus heute noch zu sehen ist. Glücklicherweise blieben die Gewölbe erhalten. Den Chorraum von damals kann man sich in etwa so vorstellen, wie den heutigen der Laurentiuskirche von Meeder.

Scheinbar reichten die Lichtverhältnisse aber immer noch nicht aus, denn auch das Turmerdgeschoß mußte "dran glauben". Das gotische Portal wurde flachbogig verkleinert, das spitzbogige Fenster darüber in ein flachbogiges vergrößert. Der ehemals gotische Fensterabschluß wurde bei der letzten Außenrestaurierung wieder sichtbar gemacht, eine komplette Freilegung unterblieb.

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Fenster im Turmerdgeschoß der Turmsüdseite

Aber selbst diese Veränderungen des Altarraumes waren nicht für die Ewigkeit. Der Verputz über den flachbogigen Fenstern begann zu bröckeln, die Bruchsteinfüllungen lösten sich langsam ab und die alten Spitzbögen wurden ansatzweise wieder sichtbar.

Deshalb fasste man den Beschluss, anläßlich der Renovierungsarbeiten von 1914 - 1916, den Chorraum zu regotisieren.

Die Spitzbogenfenster wurden in der ursprünglichen Form wieder freigelegt und mit den schon beschriebenen Maßwerken versehen, obwohl zahlreiche Kunstsachverständige zu Anfang des 20. Jahrhunderts der Neugotik eher ablehnend gegenüberstanden.

Hans Hartmann, Freiherr von Erffa, stiftete 1916 noch Buntglasfenster dazu, so daß der Chorraum heute in seinem Halbdunkel eine anheimelnde 'Atmospäre' ausstrahlt. Bei dieser Restaurierung wurden ferner gotische Wandfresken aufgedeckt, die Darstellungen von Engeln mit Apostelkreuzen zeigten. Im Kirchführer "Tut mir auf die schöne Pforte" steht, daß die Malereien anschließend gleich wieder übermalt worden sind.

Als junger Bursche habe ich die inzwischen längst verstorbene Frau Meta Holder aus Ahorn nach diesen Fresken befragt. Sie konnte sich tatsächlich daran erinnern, wußte aber zu berichten, daß die Farben ziemlich verblaßt waren. Nur ein Engel war noch deutlich, wahrscheinlich stark restauriert, zu erkennen. Es könnte also durchaus sein, daß die Reste dieser Malereien erst bei der Innenrenovierung von 1934/35 überstrichen wurden, zumal seinerzeit der Wandbereich bis zu den Fensterbänken neu aufgeputzt wurde.

Der Triumphbogen, der den Chor vom Langhaus trennt, war bis zur Renovierung 1955, wie eine alte Aufnahme im Kirchenführer zeigt, durch unverputzte Quader besonders hervorgehoben. Diese sind alle von verschiedener Größe und mit wechselnden Mustern sorgfältig behauen.

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Die Triumpphbögen der Vorhalle

Die Umrahmung der Chorfenster war ebenso gehalten. Dazu passend die Rippen der Chorwölbüng, ebenfalls in Naturstein belassen.

Warum man sich 1955 entschloss, alles zu verputzen, ist nicht mehr nachvollziehbar, vielleicht wollte man den Kontrast der unterschiedlichen Baustile zwischen Schiff und Chor abmildern. Die exakte Steinbearbeitung schimmert zwar am Triumphbogen und an den Chorfenstern heute noch durch, allerdings hat der Altarraum dadurch viel von seiner Ästhetik eingebüßt. Die Wiederherstellung des Urzustandes sollte bei der nächsten Inneninstandsetzung, unbedingt ins Auge gefaßt werden.

Wann der moderne Taufstein aufgestellt wurde, entzieht sich meiner Kenntnis. Auf jeden Fall hat mich der damalige Pfarrer Albert Drechsler hier getauft. Ganz brav soll ich dabei gewesen sein, hat mir meine Mutter später wenigstens erzählt. So brav waren wir vierzehn Jahre später als Konfirmanden leider nicht mehr.

Pfarrer Friedrich Falkenstein war es, der ab und an seine liebe Mühe mit uns hatte. Konfirmiert hat er uns allerdings doch.

Obwohl ich meinen Heimatort inzwischen verlassen hatte; wurde ich von Gerald Munzert hier getraut. Vor kurzem habe ich erst mein Konfimationsgelübde von 1974 unter Pfarrer Rolf Gorny erneuert. Diese Sachen gehen mir immer durch den Kopf; wenn wir vom Ahorner Männergesangsverein zu verschiedenen Anlässen im neugeschaffenen Chorgestühl sitzen und nervös auf unseren Auftritt warten.

Von hier aus hat man einen schönen Blick ins Kirchenschiff, das seit der letzten Innenrenovierung 1985/86 unter Pfarrer Friedrich Falkenstein in den Farben weiß und rosa neu erstrahlt: Zusätzlich hat man die Holzsäulen, die die Emporen tragen, glänzend grau gestrichen, so dass die Kirche jetzt im Inneren wärmer wirkt als vorher. Trotzdem will ich gerne darauf hinweisen, daß die vorherige Farbgebung in weiß und gold durchaus dem Zeitgeschmack des späten 18. Jahrhunderts entsprach.

Die klassizistischen Kirchenräume sind an ihrer vornehmen Strenge und eben der Bemalung, oft in weiß und gold leicht zu erkennen.

Dass man die Decke des Langhauses vollständig weiß getüncht hat, kann man nicht gerade als den "großen Wurf" bezeichnen. Hätte man doch den spärlichen Stuck; sowie das Dreifaltigkeitsdreieck im Strahlenkranz farblich hervorheben können. Inzwischen hat die Decke schon wieder erste Risse bekommten, so daß die Maler demnächst ans Ausbessern gehen müssen. Hoffentlich haben sie dann verschiedene Farben in ihren Töpfen.

Die Orgel der Ahorner Kirche ist ein wunderschönes Instrument, daß 1793/94 unter Verwendung älterer Teile gebaut und auf die obere Westempore gestellt wurde.

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Blick zur Orgelempore

Johann Andreas Hofmann aus Neustadt bei Coburg hat sie geschaffen. Es ist eines der frühen Werke der Neustadter Orgelbauerfamilie, die noch bis 1968 fast völlig unbekannt war. Mittlerweile hat sich das grundlegend geändert. In der Fachliteratur wird die Bedeutung der Familie so beschrieben: "Ihre Instrumente sind nicht nur unverwechselbar sondern auch überdurchschnittlich in der Machart und im Klang. Sie gehören zu den Spitzenleistungen fränkischer Orgelbaukunst. Zweifellos waren die Hofmann's neben der Familie Heidenreich aus Hof die bedeutendsten Meister ihrer Zeit in Franken."

Das Ahorner Instrument, das der etwas älteren Orgel von Mönchröden wie aus dem Gesicht geschnitten ist, trägt auf seinem Unterbau einen fünfteiligen Prospekt. Dieser ist mit goldenem Rankenwerk und Gehängen geschmückt. Die beiden Vasen auf den Zwischenfeldern sind für den Klassizismus geradezu stiltypisch.

Den Klassizismus als selbständigen Baustil gab es, nebenbei bemerkt, eigentlich gar nicht. Er ist, soweit der Außenbau beschrieben wird, wie das Rokoko, eine Form des Spätbarocks. Bei Innenräumen aus dieser Zeit spricht man von einer Ausstattung im Empirestil. Optisch ist die Orgel eher zierlich, doch wenn unser prima Organist Manni Deinhart, wie am Kirchweihsonntag, sämlichte Register zieht, erfüllen bombastische Klänge den Raum.

Zur weiteren Einrichtung der Kirche gehören die Kanzel und das Lesepult. Beide aus Holz, tragen sie einige Verzierungen. Der Epistelstuhl ganz schlicht mit profilierten Füllungen, die Kanzel etwas reicher mit Kelchgehängen, Lorbeersträngen, Blumenbündeln und Bändern. Bemerkenswert an ihr, das in Rankenwerk und Blumen aus Schmiedeeisen gearbeitete Gehäuse einer, jetzt verschwundenen, Sanduhr.

Hauptstücke der Ausstattung sind jedoch unbestritten die beiden an der Ostwand des Langhauses aufgestellten Epitaphien der Herren von Streitberg. Eine detaillierte Beschreibung der Grabmale erspare ich Ihnen und mir, es würde den Rahmen dieser Ausführungen sprengen. Nur soviel: Das rechts vom Triumphbogen aufgestellte Sandsteinepitaph für Wilhelm von Streitberg und dessen erste Ehefrau Anna wurde 1616 für 1500 Gulden ausgeführt.

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Der Innenraum nach Osten

Die Schöpfer dieses erstklassigen Kunstwerkes waren Johann Werner aus Nürnberg (gebürtig in Mechenried, Landkreis Haßberge) und dessen Schwiegersohn Veit Dümpel aus Altenstein. Die Signatur befindet sich an der linken Volute (spiralförmige Verzierung).

Nach dem etwa 20 Jahre älteren Epitaph der Coburger Morizkirche ist es das Beste des Coburger Landes.

Früher war es durch ein schmiedeeisernes Gitter gesichert, dessen Reste heute die Vorhalle vom Chorraum trennen. Es stammt ebenfalls aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts, einfach mit sich kreuzenden Stäben und einigen Ringen, doch kunstvoll in durchgesteckter Arbeit geschmiedet. Das Holzepitaph links vom Triumphbogen erinnert an Ludwig Wilhelm von Streitberg, dem "Ahorner Riesen". Mit ihm erlosch das Geschlecht derer von Streitberg zu Ahorn. Es ist etwa 25 Jahre jünger als sein Gegenüber und damit bereits barock. Ob es früher farbig gefasst war, oder schon immer sandsteingrau gestrichen war, konnte ich nicht feststellen. 1935 soll es abgelaugt worden sein.

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Bekrönung des Holzgrabmals

Jedenfalls hatte sich, anläßlich der letzten Innenrenovierung, der Eichaer Holzbildhauer Hermann Kotschy bereit erklärt, eine Farbfassung zu rekonstruieren. Da er mit der Heraldik (Wappenkunde) bestens vertraut ist, wäre es ihm ein Leichtes gewesen, die zahlreichen Wappen in den Originalfarben wiederherzustellen. Der Rest wäre wahrscheinlich auch kein großes Problem, würde man unter dem heutigen Anstrich auf alte Farbreste stoßen. Da viele Teile sehr filigran herausgearbeitet sind, hätte man bei einer gründlichen Abschabung der Farbfassung das ohnehin leicht ramponierte Denkmal noch mehr beschädigt. Deshalb vermute ich, daß die Ablaugung verhältnismäßig oberflächlich vorgenommen wurde.

Warum es letztendlich nicht zur Wiederherstellung kam, konnte mir Herr Kotschy auch nicht genau sagen, vielleicht fürchtete man, daß der kunsthistorische Zusammenhang beider Grabmale durch eine unterschiedliche Farbgebung verloren gehen könnte. Ich meine, man hätte ihn ruhig mal machen lassen sollen, farbig käme dieses Monument wesentlich besser zur Geltung.

Früher waren vor den Epitaphien Bänke aufgestellt, die zur Mitte des Langhauses ausgerichtet warem. Sie wurden in den 30er Jahren entfernt, da sie die Sicht auf die beiden beispielhaften Kunstdenkmäler beeinträchtigten.

Weitere Grabplatten, die vorher außen oder im Fußboden liegend angebracht waren, sind nun an den Innenwänden des Langhauses aufgestellt worden, um sie vor weiterem Verfall zu bewahren.

In vorreformatischer Zeit war die Kirche der Gottesmutter Maria geweiht und trug den Namen "Zu unserer lieben Frauen". Das verehrte Gnadenbild war eine Marienfigur aus dem späten 15. Jahrhundert; mit dem Jesuskind im rechten Arm. Sie wurde später in der Spitzbogen-Blende des alten Westportals aufgestellt und erst kurz vor dem ersten Weltkrieg an die Kunstsammlungen der Veste Coburg verkauft. Die damals schon beschädigte "Ahorner Madonna" erlitt durch den Treffer einer Fliegerbombe im Jahr 1945 weiteren Schaden.

Das Ahorner Gotteshaus kommt zwar nicht ganz gegen die schönsten des Landkreises an; aber ihre Baugeschichte ist wie bei kaum einer anderen bis heute so deutlich ablesbar geblieben.

Besichtigen Sie die Kirche ruhig einmal ganz ausführlich, am besten im Anschluss an einen Gottesdienst ... .

 

Literaturverzeichnis: P. Lehfeldt; G. Voss, Bau- und Kunstdenkmäler Thüringens; Heft XXXII, Herzogthum Sachsen-Coburg und Gotha, Jena 1906

Pfarrer Th. Lippert, Evangelische Kirchen im Coburger Land, Coburg 1954

Evang.-Luth. Pfarramt Ahorn, Kirchenführer: "Tut mir auf die schöne Pforte", Ahorn 1995

Aufnahmen: Heinz Scholz, Friedrich-Rückert-Str. 25a, 96450 Coburg

Text: Matthias Friedrich, Bahnhofstr: 7, 96176 Pfarrweisach